Vor bald 50 Jahren, am 7. März 1965, besucht die gesamte Schar der Jungwacht Bülach eine Heilige Messe in der Kirche in Dielsdorf. Ihre Clairongarde spielt im Anschluss und setzt damit so etwas wie einen Startpunkt für die Idee einer eigenen Dielsdorfer Jungwachtschar.

In der Woche darauf findet eine erste (allerdings mager besuchte) Infoveranstaltung für interessierte Eltern statt, und nochmals eine Woche später eine erste Gruppenstunde mit immerhin 15 Buben in Niederglatt. In Niederglatt? Nun der Jungwachtraum unter der Kirche von Dielsdorf steht noch nicht zur Verfügung. Und das neue Pfarreizentrum in Dielsdorf existiert noch lange nicht. Die Leiter sind in Niederglatt zu Hause und die Jungwachtbuben ebenfalls ausschliesslich aus der heutigen Christophoruspfarrei: Niederhasli, Niederglatt oder Oberglatt. Einzig der erste Präses, Vikar Böhi, hat sein Domizil in Dielsdorf, nämlich im Pfarrhaus an der Buchserstrasse 12.

Ende Oktober desselben Jahres werden dann die ersten 9 Buben im Rahmen eines Gottesdienstes in der Kapelle Niederhasli offiziell in die Jungwacht aufgenommen und die neue Jungwachtgruppe beginnt zu wirken. Dass dabei auch nicht immer alles rund läuft, zeigt ein Brief des damaligen ersten Scharführes Adolf Genhart aus Niederglatt, der vor Ostern 1966 an die Kinder beziehungsweise ihre Eltern geht: " Leider musste ich in letzter Zeit feststellen, dass in meiner Schar von Disziplin nicht mehr viel zu sehen ist. Entschuldigungen bekomme ich überhaupt nicht zu sehen. Ist einmal ein Führer nicht da, hält dafür aber der Präses ein Vortrag, dann wird er von den Buben dauernd unterbrochen, und er bekommt zu hören: "Ein Vortrag über den Hunger in der Welt interessiert uns nicht, Sie würden gescheiter ein Märchen erzählen." Wenn der Gruppenführer etwas befiehlt, wird gerade das Gegenteil gemacht.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit betonen, dass wir kein Kaninchenzüchterverein sind.

In Zukunft werden wir daher gegen solche Verfehlungen weniger Nachsicht zeigen. In ganz krassen Fällen wird, nach Rücksprache mit dem Elternrat, der Ausschluss angeordnet.

Jungwächter der Schar Dielsdorf, ihr habt am 31. Oktober 1965 in der Kapelle Niederhasli gesprochen: "Aus Liebe zu Gott will ich nach dem Gesetz der Jungwacht leben, Christkönig segne mich!"Wo ist nun der Jungwächter, der ein zuverlässiger Kamerad ist? Wo ist der Jungwächter, welcher treu zu Priester und Kirche steht?"

Um gerade dem letzten Punkt Nachachtung zu verschaffen, werden die "Hilfsführer" in Einkehrtage geschickt, der einladende Scharleiter aus Bülach, René Berset, schreibt dazu: "Der Besuch des Hilfsführer-Einkehrtages gehört zum Ausbildungsprogramm. Unser H.H. Präses und ich können euch dieses Weekend nur empfehlen. Ich bitte euch, nur in zwingenden Fällen diesem Einkehrtag fernzubleiben. Dieser Einkehrtag ist wie ein Trainingslager für die Sportler anzusehen. Dort holen sie auch den letzten "Schliff" für die bevorstehenden Aufgaben und Kämpfe. Der Einkehrtag ist für euch das Trainingslager für die religiöse Schulung".

Nicht nur "Weiterbildungen" finden in diesen ersten Jahren mit den Bülachern zusammen statt. Es gibt auch gemeinsame Pfingst- und sowieso Sommerlager, die Dielsdorfer helfen auch selbstverständlich beim Papier sammeln in Bülach.

Im September 66 findet ein erstes Scharweekend bei den Eltern des Präses in Fischingen statt.

Am 6. Oktober trifft sich der Elternrat zu seiner 1. Sitzung in Niederglatt und am 1. Januar 1967 wird die Jungwacht offiziell unabhängig von Bülach. Dies bedeutet, dass vor allem alles Material für die vielfältigen Unternehmungen selber angeschafft werden muss.

Im September 1967 findet ein zweites Scharweekend in Bachs statt, zusammenfassend schreiben die Leiter dazu: "Die Buben waren begeistert. Leider wenig Wasser, sodass man sich nicht waschen konnte. Der Bauer ist ein sehr netter Mann.".

Im Oktober findet eine Wallfahrt aller Schweizer Scharleiter in den Ranft statt, eine Woche später, am 30. Oktober eine Gruppenstunde zum Thema OL in Dielsdorf. Nach dem Antreten, aber noch vor dem Gruppenprogramm, sind die Kinder aufgefordert zur Beichte zu gehen. Das scheint aber auch nicht so optimal gelaufen zu sein, auf jeden Fall schreibt der Leiter dazu "Man kann immer feststellen, dass die Buben sich nicht bewusst sind in einer Kirche zu sein. Einige haben von Vorbereitung auf die Beichte keine Ahnung. Andere laufen direkt vom Beichtstuhl aus der Kirche.".

 Einen Monat später heisst es, ebenfalls zum Beichten: "Disziplin Beichten nicht gut "saumässig" musste handgreiflich werden".

Am 11. November 1967 beginnt dann der Bau des Jungwachtlokals unter der Kirche in Dielsdorf, ein Ort der auch heute noch die Heimat der Jungwächter ist.

1968 wird nochmals mit den Bülachern ins Sommerlager nach Saas Grund gefahren. Doch es kommt zu Differenzen und so findet dann vom 14. - 26. Juli 1969 das erste eigene Sommerlager der Jungwacht Dielsdorf statt. In der ersten Woche wird im Jura gewandert und in der zweiten Woche auf einem (öffentlichen) Campingplatz in Ipsach bei Biel campiert. In der zweiten Woche mit dabei ist auch der neue Präses, H.H. Pfarrer Leber, seit September 1968 in Dielsdorf. Was damals nicht nur die katholische Welt bewegt, kommt in einem Satz aus dem Protokoll der 28. Sitzung des Elternrates vom 1.7.69 im Café Lägern zum Ausdruck: "Der Unterzeichnende ersucht den Scharführer den Buben wenn möglich die Fernsehübertragung von Sonntag den 20.7.1969 über die Mondlandung zugänglich zu machen.".

In den Siebzigerjahren werden dann regelmässig Lager zu Pfingsten und im Sommer durchgeführt. Immer sehr sportlich, aber immer nur für Buben.